Schulneubau 1854

Im Jahre 1851 wurde der bisherige Lehrer Gerken aus Alters- und Gesundheitsgründen in den Ruhestand versetzt.
Offenbar mit der Bestellung eines neuen Lehrers wurde auch die Frage einer Verbesserung des Schullokals erörtert. Das alte Gebäude befand sich in einem verheerenden Zustand.
Der Fußboden war morsch, Türen, Fenster und Wände waren undicht, das Ganze regelrecht baufällig. Vor allem war das Schulzimmer viel zu klein. Die Länge wird mit 18 ½ Fuß und die Breite mit 7 ½ Fuß angegeben.
Dies würde einer Grundfläche von 16,65 qm entsprechen bei einer Kinderzahl von über 40. Am 12.05.1854 besichtigte der Oberschulinspektor Kammann vom Konsistorium in Stade das Schulgebäude und war über den Zustand und die völlig unzulängliche Größe des Raumes so entsetzt, dass er wenige Tage später, am 22.05.1854, die Kirchenkommission des Amtes Rotenburg beauftragte, mit der Schulgemeinde Taaken zur Beseitigung der wahrgenommenen Übelstände unverzüglich Kontakt aufzunehmen.
Jetzt kamen die Dinge ins Rollen.

Am 8. Juni ging von Rotenburg eine entsprechende Aufforderung an Taaken, und bereits am 12. Juni tagte der Schulvorstand, um sich mit der Sache zu befassen.
Seine Mitglieder, der Halbhöfner Johann Hinrich Schlobohm, Halbhöfner Johann Holsten, Anbauer Nikolaus Pape, Schullehrer Johann Peter Klindworth und der Sottrumer Pastor Bohn einigten sich nach längerer Diskussion auf Abriss und Neubau.
Vier Tage später trat die Schulgemeinde zusammen, um über den Vorschlag des Schulvorstandes zu beraten. Alle Anwesenden stimmten geschlossen für einen Neubau. Bei der Kostenfrage gab es zunächst wenig Ärger.
Zwar wiesen die Anbauer darauf hin, dass sie nicht verpflichtet seien, Beiträge zum Schulbau zu leisten, sie erklärten sich jedoch bereit, freiwillig jeder 2 Taler zu zahlen und außerdem drei Tage mit Handarbeiten beizusteuem.
Am 1. Mai 1856 sollte das Haus fertig sein!
Anders das Konsistorium in Stade. Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, verfügte es am 10.07.1854 in einem Schreiben an die Kirchenkommission in Rotenburg, dass der ins Auge gefasste Termin zu spät sei. Spätestens zu Michaelis 1855 müsse das Haus fertig sein.
Dafür stellte es die mögliche Gewährung einer öffentlichen Beihilfe in Aussicht, die aber nicht gezahlt wurde.
Jedenfalls sollte Taaken unverzüglich damit beginnen, einen Grundriss nebst genauer Kostenberechnung zu erstellen und nach Stade zu senden.

Am 08.02.1855 tagte die Schulgemeinde wieder. Der Zimmermeister Röhrs aus Stuckenborstel legte einen Plan vor, der den Beifall aller Anwesenden fand. Kleinere Beanstandungen versprach Röhrs bei der Bauausführung zu berücksichtigen. Ein interessanter Disput entspann sich um die Frage der Feuerstelle.
Pastor Bohn aus Sottrum schlug vor, eine Küche mit einem richtigen Schornstein zu bauen. Dem widersprachen alle anderen Anwesenden. Sie hielten eine herkömmliche Diele mit dazugehörigem Flett für zweckmäßiger. Andernfalls würden die Nachbarn verlangen, das Haus wegen der Feuergefahr mit Ziegeln zu decken und ein mit Ziegeln gedecktes Haus habe nun einmal für den Landmann viele Unbequemlichkeiten.

Es blieb schließlich bei einer traditionellen Lösung: Ständerbauweise mit Diele, Flett und Strohdach. Wie nicht anders zu erwarten, zogen sich die Dinge ohnehin noch gewaltig in die Länge. Zunächst entstand im Dorf zwischen den Halbhöfnern und den Kleinbauern ein Streit über die Kostenbeteiligung. Vorgesehen und wohl auch überliefert war ein Verfahren, das die einzelnen ,,Klassen“ im Dorfe nach folgendem Schlüssel heranzog.

Halbhöfner 6 Kostenanteile

Pflugkötner 4 Kostenanteile

Bringkötner 2 Kostenanteile

Neubauern 1 Kostenanteil

Aber auch das behördliche Genehmigungsverfahren für das Bauwerk brauchte seine Zeit.
Am 28.05.1855 wurden die Unterlagen dem Kirchenkommissariat in Rotenburg vorgelegt.
Am 31.07.1855 gingen sie von dort an das Amt Ottersberg, dann nach Stade, und am 12.11.1855 kam endlich die Genehmigung des Konsistoriums.
Als Kosten wurden 1440 Taler veranschlagt. Das bautechnische Gutachten kam von dem Landbaumeister Giesewell aus Stade, der für seine Bemühungen ein Honorar von 20 Groschen und 6 Pfennigen verlangte.

Wie es bei öffentlichen Bauwerken so üblich ist, ging auch hier das Bauen selbst schneller als die administrative Vorarbeit. Bereits im Sommer 1856 konnte die Familie des Lehrers in das neue Haus einziehen und zu Michaelis, das ist der 29. September, des gleichen Jahres wurde die Schule ihrer Bestimmung übergeben.

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